Teilhabe-Preis geht in diesem Jahr an Dart-Club Lebenshilfe-Chef Josef Brodam hielt flammende Rede für mehr Miteinander Blick-Aktuell 19.02.2018 - 09:46 Mayen. Auch in diesem Jahr haben das Netzwerk Inklusion MYK, der lokale Teilhabekreis „Mayen verbindet“ sowie der Behinderten- und der Seniorenbeirat der Stadt Mayen einen Preis für gelungenen Teilhabe-Projekte ausgeschrieben. Unter dem Motto „Gesellschaft leben - Teilhabe gestalten“ konnten sich deren Vertreter um 250 Euro Preisgeld, das die Kreissparkasse Mayen zur Verfügung gestellt hatte, bewerben. Durchgesetzt hat sich dieses Mal die Dart-Mannschaft „Schwarze Zahnfee“ unter Kapitän Peter Welsch, in der Menschen mit körperlichen und seelischen Einschränkungen gemeinsam und gleichberechtigt mit „Gesunden“ trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen. Durch seine Tätigkeit in der Caritas Werkstatt St. Johannes in Mayen, gelang es Peter Welsch nach und nach, einige seiner Arbeitskollegen für den Dartsport zu begeistern und so wurde aus seinem Team das, was es heute ist. Jurymitglied und Schirmherrin der Aktion, Dr. Irina Schlags, Oberbürgermeister Wolfgang Treis und viele weitere geladenen Gäste fanden sich gemeinsam mit den Gewinnern zur feierlichen Preisverleihung im Konferenzraum der Kreissparkasse Mayen ein und genossen eine ausgesprochen freundliche Bewirtung und nicht zuletzt die herrliche Aussicht über die Dächer der Stadt. Josef Brodam lobte die KSK Josef Brodam, Geschäftsführer der Lebenshilfe und Netzwerker im lokalen Teilhabekreis lobte zunächst das Engagement der Bank, „Ihre Stiftung macht viele gute Dinge und so sind Sie auch hier zur Stelle, wenn es gilt, etwas für die Inklusion zu tun“, bedankte er sich und wandte sich anschließend mit einer flammenden Rede dem eigentlichen Thema zu: „Eigentlich sollten wir dieses Wort nicht mehr benutze“, stellte er in den Raum, „mir kommt oft über die Lippen: Netzwerk „Illusion“. Beim ersten Mal sei das ein Freud`scher Versprecher gewesen, inzwischen sage er das absichtlich, gab Brodam zu. Bei der ersten Preisverleihung dieser Art vor einem Jahr habe er sich bereits kritisch geäußert - nicht wegen des Preises als solchem, der sei ausgesprochen wichtig. „Es geht mir nach wie vor viel mehr darum, wie mit dem Thema an sich umgegangen wird“, stellt der Lebenshilfe-Chef klar. „Das merkt man jetzt schon wieder bei diesen unsäglichen Koaliationsverhandlungen: Wenn wir verfolgen, über was alles gestritten wird, was alles thematisiert wird, worum es geht: Es geht nie um alle Menschen! Und der Teil, der uns besonders hier betrifft - Teilhabe, etwas eigentlich Selbstverständliches - ich will nicht sagen, es ist pervers, aber es ist doch nicht opportun, wenn man dafür einen Preis verleihen muss. um darauf aufmerksam zu machen: Hier ich will dabei sein, ich bin ein ganz normaler Teil dieser Gesellschaft.“ Das sei etwas, das man überall feststellen müsse: „Ob uns das vom christlichen her bewegt oder ob wir das ganz einfach gesamtgesellschaftlich sehen: Wir sind nicht alle zusammen!“ Zudem fände er es aktuell besonders schade, dass auch noch die Flüchtlingsthematik mit dem Thema vermischt würde. Nicht Resignation aber Realität „Genau darum ist es so wichtig, dass wir hier vor Ort lokal Teilhabe gestalten, lokal einen Preis verleihen und Aktivitäten gestalten, die zeigen: Wir geben nicht auf!“ Das sei auch seine Botschaft: „Nicht Resignation aber Realität.“ Das hieße, man müsse weitermachen, bohren und lästig sein in vielen Dingen, „um zu erreichen, dass wir immer mehr selbstverständlich miteinander sind.“ Das Motto „höher, schneller, weiter“ mit dem einst Adidas-Trikots bedruckt waren, seien eben nicht das Richtige, denn das führe zu einer Endlosspirale und ende irgendwo im Nirwana, ist Josef Brodam überzeugt. „Selbstverständliches Miteinander und Wertschätzung füreinander, dieses Annehmen jeder Person und Persönlichkeit, unabhängig von Ansehen anderen Profilen ist das, was ich mir wünsche“, machte er klar, „und es gibt einen schönen uralten Satz, den ich richtig finde: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten ganze viele kleine Schritte machen, dann kommt was ganz Großes dabei raus.“ Dafür stehe das Netzwerk, und der Preis, „dass wir aufmerksam machen an unserem kleinen Ort mit unseren Möglichkeiten. Und damit, denke ich, haben wir die Welt wieder ein kleines bisschen besser gemacht.“ Schirmherrin Dr. Irina Schlags nahm im Anschluss die offizielle Preisverleihung vor und sagte, dass gerade die Selbstverständlichkeit des Miteinanders von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zu der Entscheidung geführt habe, der „Schwarzen Zahnfee“ den Preis zuzusprechen. Peter Welsch bedankte sich in einer kleinen Rede herzlich dafür: Da die Mannschaft dringend neue Trikots benötige, sei das Geld ein schöner Segen.
Ein paar Bilder von der Preisverleihung sind auf unserer Facebookseite u sehen.